Viermastbark STS "Sedov"

Die Sedov ist das zweitgrößte Segelschiff der Welt: Mit ihren 117,5 Metern Länge muss sich die Sedov nur der Royal Clipper geschlagen geben. Doch anders als dieser Segelschiff-Neubau von 1990 ist die Sedov eine echte Veteranin der Weltmeere. Seit 1921 segelt die stählerne Viermastbark über die Ozeane – zunächst als Frachtschiff, später als Schulschiff. Die Sedov segelt unter russischer Flagge, Eigner ist die Technische Universität Murmansk (vormals Staatliche Akademie der Fischereiflotte). Heimathafen ist Kaliningrad.

Wir sind 2009 mit der Sedov von Rostock über Skagen zum Hamburger Hafengeburtstag gefahren, und dann nochmal auf der Kieler Woche.

Historie

1921 läuft das Schiff bei der Krupp-Germaniawerft in Kiel vom Stapel. Damals heißt der Viermaster noch „Magdalene Vinnen II“. Bis 1936 transportiert die Magdalene Vinnen für die Vinnen-Reederei Waren jeglicher Couleur um die Welt. Dabei kommt sie bis nach Australien, Südafrika und zu den Seychellen und umsegelt zwei Mal Kap Hoorn. 1936 kauft der Norddeutsche Lloyd Bremen das Schiff und baut es zum frachtfahrenden Schulschiff um, und gibt ihm den neuen Namen  „Kommodore Johnson“ – nach einem Mitarbeiter der Lloyd-Flotte, der sich vom Schiffsjungen zum Kommodore hocharbeitete. Am Ende des Zweiten Weltkriegs liegt die „Kommodore Johnson“ zusammen mit der Padua – der späteren „Kruzenstern“ – in der Kieler Förde vor Anker. Beide Schiffe gehen als Reparationsleistung nach Russland.

Die Viermastbark bekommt jetzt den Namen „Sedov“ – in Gedenken an den 1914 bei einer Arktisexpedition umgekommenen Forscher Georgij Sedov. Von 1952 bis 1957 fährt die Sedov als Schulschiff der russischen Marine. Von 1957 bis 1966 ist sie als ozeanografisches Forschungs- und Ausbildungsschiff im Nordatlantik unterwegs. 1966 übernimmt das sowjetische Fischereiministerium die Viermastbark und nutzt sie für Ausbildungsfahrten im finnischen Meerbusen. 1967 wird die Sedov in Kronstadt vorübergehend außer Betrieb genommen. Dann, von 1975 bis 1981, wird sie in der Marinewerft in Kronstadt komplett überholt und umgebaut.

Seither verfügt der größte traditionelle Windjammer der Welt über Unterkünfte für 240 Mann und einen glasüberdachten Festsaal mit Bühne. Sogar ein Museum befindet sich an Bord des Schulschiffes, in dem sich Segelschüler und Besucher über die Geschichte des Schiffes und seinen Namensgeber Georgij Sedov informieren können. Seit 1989 ist es auch Gästen möglich, auf der Sedov als Teil der Besatzung mitzusegeln.

Einen ihrer größten Auftritte hat die Sedov im Jahr 2005: In dem ARD-Fernsehfilm „Der Untergang der Pamir“ verkörpert sie den unglückseligen Flying-P-Liner, der 1957 auf dem Atlantik in einen Hurrikan geriet und sank. Dabei kamen 80 von 86 Besatzungsmitgliedern ums Leben. Für diesen Film wurde auch der Rumpf der Sedov umgemalt: von weiß auf schwarz (wie die Pamir seinerzeit).

Berühmt war der langjährige Steuermann der Sedov: Alexander Konstantinovitch Michajlov. Über 20 Jahre fuhr er auf der Sedov – auch noch im Ruhestand bis kurz vor seinem Tod 2011, weil er sich ein Leben an Land nicht (mehr) vorstellen konnte. Ein richtiges Original, unheimlich nett und hilfsbereit. Unzählige Kadetten hat er auf deren Weg „vom Karpfen zum Seewolf“ begleitet. Und wie sagte er zu seiner Frau: „Das Schiff ist mein erstes Zuhause – und zuhause bin ich bloß zu Besuch“.

Wenn die Sedov nicht gerade auf den Weltmeeren unterwegs ist, ist sie des Öfteren in Norddeutschland zu Gast. Regelmäßig ist der Viermaster auf Hafenfesten zu bewundern, so etwa bei der Hanse Sail in Rostock oder auf der Kieler Woche.

Technische Daten

  • Länge 117,5m, Breite 14,6m
  • Tiefgang 6,3m, Höhe Mast über Wasser 58 m
  • Verdrängung 6339to
  • Segelfläche: 4192m² (3.117 m² Rah- und 1.075 m² Schratsegel)
  • 1 Maschine mit 2175PS
  • Geschwindigkeit unter Maschine max 10kn unter Segel max 18kn
  • Besatzung: 55-60 Mann Stammbesatzung, dazu bis zu 110 Kadetten und bis zu 44 zahlende Mitsegler
  • IMO 7946356;  Rufzeichen UELO